Hochwasserschutz
Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Hochwasserschutz und insbesondere der hydrogeologischen Situation in Esserden.
In Esserden bestehen bereits heute Probleme mit dem Grundwasserstand bei steigenden und hohen Rheinpegelständen. Bei der Überarbeitung unseres Antrags haben wir daher die Bodenverhältnisse und die hydrogeologische Situation nochmal detailliert untersuchen lassen und entsprechende Maßnahmen vorgesehen.
Die Bodenverhältnisse
Wir haben die Bodenverhältnisse im Bereich der geplanten Dichtschürze durch eine Anzahl von Bohrungen analysiert. Es zeigte sich eine Schicht von einigen Metern lehmigen Abraums. Dies ist in der Regel ein Zeichen für das Vorhandensein eines verlandeten alten Rheinarms im Untergrund. Das könnte auch ein Grund für die heute auftretende Grundwasserproblematik in Esserden sein.
Der Sommerdeich
Der Sommerdeich bleibt erhalten und wird nicht verändert. Im Laufe der Abgrabung entsteht eine deutliche Vergrößerung des Rückhalteraumes. Ein entstehender Baggersee kann eine erhebliche zusätzliche Menge Wasser aufnehmen und dient damit dem zusätzlichen Hochwasserschutz.
Das unterscheidet übrigens sogenannte Nassabgrabungen (Rohstoffgewinnung von Kies und Sand, bei der Seen entstehen und unter Wasser gegraben wird) von Tagebauen mit Trockenabgrabungen, wie etwa in Erftstadt-Blessem. Aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten sind die beiden Szenarien auch hinsichtlich Gefährdungspotenzial nicht (!) vergleichbar.
Die Dichtschürze
Um die Ortslage Esserden zusätzlich vor zukünftigen möglichen Hochwässern zu schützen, werden wir im Zuge der Abgrabung an der Seeböschung vor Esserden eine Dichtschürze einbauen. Mit solchen Bauwerken haben wir bereits sehr positive Erfahrungen gemacht.
Es handelt sich dabei um eine unter- und oberhalb der Wasserlinie eingebrachte massive Abraumlehmschicht. Die Dichtschürze verlängert (bremst) die Fließstrecke des Wassers in Richtung Hinterland. Die Wasserdurchlässigkeit dieser Abraumlehmschicht ist mehr als 100-mal geringer, als die der abgebaggerten Schicht aus Kies und Sand. Vereinfacht gesagt: 1.000 Meter Fließstrecke im Kiessand können mit einer Dichtschürze durch zehn Meter Sickerstrecke im Auelehm ersetzt werden.
Im Projektgebiet fließt das Grundwasser, wie in Rheinnähe selbstverständlich, normalerweise in südwestlicher Richtung zum Rhein hin. Die Dichtschürze stellt dabei wegen ihrer geringen Wasserdurchlässigkeit ein Strömungshindernis dar. Aufgrund der Länge und angepassten gekrümmten Form der Dichtschürze kann das Grundwasser aber seitlich „vorbeiströmen“. Ein Grundwasseraufstau ist daher nicht zu erwarten.
Ein zusätzlicher Brunnen
Bei der Herstellung der Dichtschürze im Nordteil der Reeser Welle wird es Zwischenphasen geben, bei denen temporär ein so genanntes „hydraulisches Fenster“ verbleibt, der Aufbau der Dichtschürze also etwas zeitverzögert hinter dem eigentlichen Gewinnungsprozess her verläuft.
Wenn sich in einer solchen Phase ein extremes Hochwasser ereignen sollte, wären in Esserden zeitweilige Anhebungen der Grundwasserstände zu erwarten. Um einer solchen Situation vorzubeugen, wird bereits vor Start der Abgrabungsarbeiten ein Brunnen im Deichhinterland installiert. Über diese Brunnen kann überschüssiges Grundwasser im oben beschriebenen Fall sicher abgepumpt werden.
Laut Plan wird der Brunnen nach Ende der Abgrabung zurückgebaut.
Gute Erfahrungen
Wir bauen nicht zum ersten Mal eine Dichtschürze ein. Vielmehr haben wir bereits umfangreiche Erfahrungen, auch unter den verschärften Bedingungen eines Bergsenkungsgebietes. Entlang des Rheins wenden wir dieses Verfahren seit Jahren an – unter der Qualitätsüberwachung von Gutachterbüros. Insbesondere die Linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft (LINEG) hat mit den von uns vorgenommenen Maßnahmen sehr positive Erfahrungen gemacht. Im Bereich der Abgrabung Milchplatz (im Bereich Eversael) sind die notwendigen Sümpfungsmengen erheblich zurückgegangen. Hochwasserpegelspitzen im Hintergrund werden zeitlich gedämpft und in der Höhe reduziert.